Das DEZA-Magazin für
Entwicklung und Zusammenarbeit
DEZA
Text: Samuel SchlaefliAusgabe: 04/2023

Am Horn von Afrika leben Pastoralisten traditionell auf engem Raum mit ihren Tieren zusammen. Sie sind dadurch zoonotischen Infektionskrankheiten besonders ausgesetzt. Der «One Health»-Ansatz berücksichtigt Wechselwirkungen zwischen Tieren, Menschen und Umwelt durch eine transdisziplinäre Zusammenarbeit im öffentlichen Gesundheitssystem. In einem grenzüberschreitenden Projekt mit pastoralen Gemeinden in Somalia, Äthiopien und Kenia werden die Vorteile dieses holistischen Ansatzes sichtbar.

Zwei Veterinäre beim Pflegen und Impfen eines kranken Tieres. © VSF
Zwei Veterinäre beim Pflegen und Impfen eines kranken Tieres. © VSF

Adoy Sheik Oumer ist 42 Jahre alt und Mutter von acht Kindern. Sie lebt in Arda Ola, in der Somali Region, im Südosten Äthiopiens. Die nächste grössere Stadt, Moyale, wo es ein Zentrum mit qualifiziertem Gesundheitspersonal gibt, ist rund 20 Kilometer entfernt. Wenn eines ihrer Kinder schlimme Magenkrämpfe hat, wenn eines von einem Hund gebissen wird und Gefahr auf Tollwut besteht oder es sich bei einer Verletzung eine lebensgefährliche Infektion aufliest, musste sich die Mutter bis vor kurzem auf einem Motorrad über eine Piste voller Schlaglöcher fahren lassen.

Hin und zurück kostete dies acht US-Dollar, was für eine Pastoralistin in Äthiopien viel Geld ist. Damit ist nun Schluss. Seit 2020 wird Arda Ola in regelmässigen Abständen von Gesundheitspersonal besucht, das von der Nichtregierungsorganisation «Vétérinaires sans Frontières Suisse» (VSF Suisse) unterstützt wird. Was Adoy Sheik Oumer und ihre Dorfgemeinde dabei besonders freut: Sie können ihre kranken Kamele, Ziegen und Rinder gleich zur Untersuchung und Behandlung in die mobile Gesundheitsstation mitbringen.

Nähe zu Tieren als Risiko

Am Horn von Afrika leben über 30 Millionen Menschen als Pastoralisten oder Agropastoralistinnen. Letztere treiben nicht nur Kamele, Kühe, Ziegen und Schafe über das Weideland, sondern bauen auch noch Getreide, Gemüse und Tierfutter an. Im Grenzgebiet zwischen Äthiopien, Kenia und Somalia sind die Menschen kulturell eng verbunden, die staatlichen Grenzen haben wenig Bedeutung für ihren mobilen Alltag. Sie alle eint, dass ihr Überleben und Einkommen direkt vom Wohl der Tiere abhängig ist. Entsprechend eng leben sie mit diesen zusammen – und entsprechend anfällig sind sie für Zoonosen; für Infektionskrankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden (siehe Kasten).

Zoonosen als globales Risiko

Das Wort Zoonose ist eine Verschmelzung der beiden griechischen Wörter Zoon für Tiere und Noson für Krankheit. Entsprechend sind Zoonosen Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen (Zooanthroponose) oder in selteneren Fällen auch vom Menschen auf ein Tier (Anthropozoonose) übertragen werden. Diese Übertragung kann direkt erfolgen, zum Beispiel durch einen Hundebiss im Fall von Tollwut. Oder auch über einen Zwischenwirt wie beim Westnilvirus, das ursprünglich in Wildvögeln vorkommt, und von Mücken auf den Menschen übertragen wird (indirekte Zoonose). Krankmacher, die von Tieren auf den Menschen überspringen, sind vor allem Viren wie HIV oder SARS-CoV-2, und Bakterien wie Tuberkulose, Borreliose oder Milzbrand. Zoonotische Übertragungen geschehen durch direkten Kontakt mit Blut, Speichel, Fäkalien oder weiteren Körperflüssigkeiten von lebendigen oder toten Tieren, zum Beispiel beim Schlachten auf Wildtiermärkten. Zoonotische Erreger werden aber auch durch Wasser und tierische Lebensmittel wie Milch, Eier oder ungenügend gekochtes Fleisch übertragen.

«Die Pastoralisten sind in allen drei Ländern die gesundheitlich am schlechtesten versorgte Bevölkerungsgruppe», erzählt Metalign Ayehu, Programmverantwortlicher bei VSF Suisse. Von seinem Büro in Addis Abeba aus, der Hauptstadt Äthiopiens, leitet er das trinationale «One Health»-Projekt «OH4HEAL» (siehe Kasten), das von der DEZA mitfinanziert wird.

Ein Hauptproblem sind die Distanzen: Die Gesundheitszentren und veterinären Dienste liegen manchmal bis zu 40 Kilometer von den Gemeinden entfernt, Spitäler oft noch weiter. Es fehlt an Transportmöglichkeiten und die Strassen sind oft in schlechtem Zustand. «Uns war deshalb von Beginn an klar, dass wir die Menschen bei der Planung unseres Projekts stark involvieren und innovativ sein müssen, um die Gemeinden dort mit Gesundheitsdiensten zu erreichen, wo sie sich gerade befinden», sagt Metalign Ayehu.

Impfen vor Ort in Äthiopien fernab des nächstgelegenen Gesundheitszentrums, welches oft über 40 Kilometer weit weg liegt.    © Jiro Ose/Redux/laif
Impfen vor Ort in Äthiopien fernab des nächstgelegenen Gesundheitszentrums, welches oft über 40 Kilometer weit weg liegt. © Jiro Ose/Redux/laif

In einem ersten Schritt wurden dafür sogenannte «Multi-Stakeholder Innovation Platforms» (MSIPs) gegründet. Mitglieder einer solchen Plattform sind die Dorfältesten, Frauengruppen, Jugendvertreter, Bäuerinnen, religiöse Führer und Gesundheitspersonal. Sie treffen sich einmal pro Monat und beraten darüber, was die Gemeinde tun könnte, um die Gesundheit der Bevölkerung und ihrer Tiere zu verbessern. Zum Beispiel öffentliche Latrinen bauen, einen vernachlässigten Gesundheitsposten renovieren oder Futter für die Tiere anbauen. Bis heute wurden im Einzugsgebiet des Projekts 27 solche MSIPs etabliert. Metalign Ayehu ist stolz darauf, dass über 40 Prozent der Mitglieder der MSIPs heute Frauen sind. «Unser Ziel sind 50 Prozent.»

Die zweite zentrale Innovation sind die vom Projekt initiierten «One Health Units» (OHUs). «In diesen Einheiten führen wir die Gesundheitsdienste für Tiere, Menschen und Umwelt im Sinne einer "One Health" zusammen.» Staatliches Gesundheitspersonal für Human- und Tiermedizin arbeiten dort Hand in Hand und werden geschult durch Mitarbeitende von VSF Suisse oder weitere an «OH4HEAL» beteiligte NGOs. Je nach lokalen Gegebenheiten sind die OHUs fix in einem Gebäude installiert oder mobil, damit sie den Pastoralisten auf ihren Weiderouten folgen können.

Auch Mischformen von OHUs gibt es, die zwar einen festen Standort haben, aber über mobile Teams verfügen, die weiter entfernte Gemeinden besuchen, wie im Fall von Adoy Sheik Oumer im äthiopischen Arda Ola. In Somalia hingegen wäre es für das Gesundheitspersonal derzeit zu gefährlich, zu den verschiedenen Gemeinden zu fahren. Dort sind bewaffnete Gruppen aktiv und es kommt immer wieder zu Überfällen. Deshalb sind in Gedo, im Süden des Landes, zwei OHUs fix installiert. «Die Bevölkerung weiss mittlerweile, wo sie uns findet, auch wenn der Zugang stark erschwert ist», sagt Metalign Ayehu.

109444.jpeg

«One Health»-Zentren für 150'000 Menschen

Im zwölfjährigen Projekt «One Health for Humans, Environment, Animals and Livelihoods» (OH4HEAL) arbeiten Gesundheitsfachleute eng mit Pastoralistinnen und Agropastoralisten zusammen: in Äthiopien in den Regionen Somali und Oromia, in Kenia in den Counties Marsabit und Isiolo, in Somalia in der Region Gedo. Für die praktische Implementierung des «One Health»-Ansatzes arbeitet das Konsortium auf drei Ebenen: mit den Gemeinden, mit öffentlichen und privaten Dienstleistern und auf politischer und sozioökonomischer Ebene. Aktuell sind in den drei Ländern 16 «One Health Units» aktiv, womit auf einer Fläche von rund 17'000 km2 eine Bevölkerung von beinahe 150'000 Menschen und über vier Millionen Nutztiere erreicht werden. Geleitet wird OH4HEAL von «Vétérinaires sans Frontières Suisse» in Kooperation mit «Amref Health Africa» und dem «International Livestock Research Institute» (ILRI). Finanziert wird das Projekt durch die DEZA, die Italienische Agentur für Entwicklung und Kooperation (AICS), die EU und die Schweizer NGO Biovision. Das Budget für die erste vierjährige Phase bis 2024 beträgt acht Millionen Franken und wird zur Hälfte von der DEZA bereitgestellt.

Synergien für bessere Gesundheitsversorgung

Anthony Odhiambo ist Mediziner und arbeitet für die in Nairobi ansässige NGO «Amref Health Africa», die zum Konsortium von «OH4HEAL» gehört. Er ist für die Aktivitäten in Kenia zuständig. In Marsabit und Isiolo, nahe der äthiopischen Grenze, sind sechs mobile OHUs aktiv. Das sind geländegängige Fahrzeuge, die mit Medikamenten, Impfstoffen und anderen essenziellen Materialien beladen sind. Zum Team gehört mindestens ein Fahrer, eine Gesundheitsexpertin für Tiere und eine für Menschen – und wo vorhanden, ein landwirtschaftlicher Berater. «Manche Gemeinden liegen über hundert Kilometer voneinander entfernt», erzählt Anthony Odhiambo. «Die Teams übernachten meist vor Ort, impfen und pflegen am nächsten Morgen die kranken Tiere und Menschen und fahren dann weiter zur nächsten Gemeinde.»

Indem Human- und Veterinärmediziner gemeinsam unterwegs sind und sich absprechen, können Synergien genutzt und Kosten für den Transport und die Logistik gespart werden. Zudem schafft die mobile Gesundheitsversorgung einen Anreiz, dass wer seine Tiere zur Untersuchung oder zum Impfen bringt, gleichzeitig sich und seine Familie untersuchen lässt. «Sonst gehen die Menschen oft erst zum Arzt, wenn es bereits zu spät ist», weiss Anthony Odhiambo.

Ein Arzt einer mobilen «One Health Unit» untersucht vor Ort eine Pastoralistin. © VSF
Ein Arzt einer mobilen «One Health Unit» untersucht vor Ort eine Pastoralistin. © VSF

Das liegt auch an einer kulturellen Eigenheit: In der Weltanschauung von pastoralistischen Gemeinschaften am Horn von Afrika liegt die Gesundheit des Menschen in Gottes Händen, während für die Gesundheit der Tiere der Mensch verantwortlich ist. Deshalb – und weil die Tiere für die Ernährung der Familien essenziell sind – sorgen sich viele deutlich mehr um die Gesundheit der Tiere als um ihre eigene.

Anthony Odhiambo erwähnt noch einen weiteren Vorteil der mobilen OHUs: Ausbrüche von zoonotischen Krankheiten würden heute früher erkannt. In Marsabit und Isiolo komme es immer wieder zu Ausbrüchen von Tollwut, Rift Valley Fieber, Leishmaniose, Anthrax und Brucellose. Am häufigsten sei die Brucellose. Der Erreger wird von infizierten Kamelen, Rindern, Ziegen und Schafen auf deren Halter übertragen. Hauptsymptom ist Fieber, oft verbunden mit Schüttelfrost und Übelkeit. Es existieren zwar Impfstoffe für Tiere, doch diese sind in den entlegenen Projektgebieten meist nicht verfügbar.

Gibt es heute in der Region einen Brucellose-Ausbruch, informieren die Veterinäre ihre Kolleginnen in den OHUs darüber. Diese warnen die Gemeinden und raten zum Beispiel, die Milch der Tiere abzukochen, um den Erreger abzutöten und Infektionen zu verhindern. Der Hauptübertragungsweg ist nämlich unpasteurisierte Milch. «Oft wären kleine Verhaltensänderungen die beste Gesundheitsvorsorge», sagt Anthony Odhiambo. Eine Veränderung, die jedoch Zeit braucht, denn bei vielen pastoralistischen Gemeinden ist der Glaube fest verankert, dass frische Kamelmilch besser und gesünder ist als abgekochte.

Fünf Saisons ohne Regen

Die Menschen am Horn von Afrika sind nicht nur besonders häufig von zoonotischen Infektionskrankheiten betroffen, sondern stehen auch an vorderster Front der Klimakrise. «In den Gebieten, in welchen wir arbeiten, ist die Regenzeit zuletzt fünf Saisons in Folge ausgeblieben», erzählt Anthony Odhiambo. Als er im Mai die Projektpartnerinnen in Marsabit besuchte, lagen überall Skelette von verdursteten Tieren.

Schätzungen zufolge sind rund 75 Prozent der Nutztiere aufgrund der Dürre gestorben. Die Anzahl mangelernährter Kinder habe in den letzten Jahren wieder zugenommen. Die Menschen am Horn von Afrika sind zwar Spezialisten im Umgang mit Trockenheit, sie haben über Jahrhunderte gelernt, damit zu leben. «Doch heute erzählen die Alten, dass das Wetter nicht mehr vorhersehbar sei. Dürren, die früher im Abstand von zehn Jahre auftraten, sind heute viel häufiger.»

Eine Frauengruppe hat eine Hydroponik-Anlage aus Gebrauchtmaterialien gebaut, um selbst Futtergetreide anzupflanzen, ohne Erde und mit wenig Wasser, das im Kreislauf genutzt. wird. © VSF
Eine Frauengruppe hat eine Hydroponik-Anlage aus Gebrauchtmaterialien gebaut, um selbst Futtergetreide anzupflanzen, ohne Erde und mit wenig Wasser, das im Kreislauf genutzt. wird. © VSF

Spezifische Wetter- und Klimaprognosen für die trockene Region zwischen Somalia, Kenia und Äthiopien zu erstellen ist schwierig. Die existierenden Messstationen liegen oft mehrere hundert Kilometer voneinander entfernt; zudem fehlen historische meteorologische Daten. Im Rahmen des Projekts wurden deshalb in Kooperation mit dem nationalen meteorologischen Dienst Kenias in Marsabit und Isiolo 13 einfache Wetterstationen errichtet. Geschulte Personen in den OHUs messen täglich die Niederschlagsmenge und die maximale Tagestemperatur und notieren sie in einer Tabelle. Einmal pro Woche werden die Daten über eine App zur Auswertung an einen damit beauftragten Spezialisten in Italien geschickt.

Die Gemeinden besprechen daraufhin die Resultate vor Ort mit Expertinnen des meteorologischen Diensts. «Wir wollen das traditionelle und lokale Wissen zum Klima mit wissenschaftlichen Erkenntnissen der Meteorologen zusammenbringen», sagt Anthony Odhiambo. Solche Grundlagen helfen, um Wanderrouten besser an Hitze und Wasserverfügbarkeit anpassen zu können und diejenigen, die auch Landwirtschaft betreiben, können das passende Getreide zur richtigen Zeit aussäen.

Keine Parallelstrukturen aufbauen

Die erste vierjährige Phase von «OH4HEAL» endet 2024. Danach sollen zwei weitere Projektphasen bis 2032 folgen. «Unser mittelfristiges Ziel ist das Modell der OHUs über die gesamte Region hinweg zu skalieren. Und dies in enger Zusammenarbeit mit der Regierung», sagt Metalign Ayehu von VSF Suisse in Äthiopien. «Wir wollen keine Parallelstrukturen zum staatlichen Gesundheitssystem aufbauen.» Die «One Health»-Units sollen vielmehr zu einem integralen Bestandteil der nationalen Gesundheitsversorgung werden. Dafür wurden auf Distriktebene «One Health Task Forces» gebildet, in denen Behörden, die für Gesundheit, Umwelt, Tierwohl und Landwirtschaft zuständig sind, Fragen rund um den öffentlichen Gesundheitsdienst gemeinsam besprechen.

Das «Commitment» der Regierungen für den One Health-Ansatz sei spürbar, sagt Metalign Ayehu. In Äthiopien gibt es bereits seit einigen Jahren ein nationales Komitee für One Health. In Kenia wurde 2011 eine «Zoonotic Diseases Unit» (ZDU) gegründet, in der Veterinär- mit Humanmedizinerinnen zusammenarbeiten. Und auch in Somalia gibt es auf nationaler Ebene einen Verantwortlichen für «One Health». Nur fehle es dort aufgrund der schlechten Sicherheitslage an Kapazitäten und Planungssicherheit. Bei den Behörden auf Distriktebene finde das Projekt aber trotzdem grossen Zuspruch.

Ein Arzt informiert und sensibilisiert Angehörige von Pastoralisten-Familien über Zoonosen – Infektionskrankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden. © VSF
Ein Arzt informiert und sensibilisiert Angehörige von Pastoralisten-Familien über Zoonosen – Infektionskrankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden. © VSF

Die grössten Hindernisse zur Skalierung der OHUs seien derzeit fehlende Budgets und die Folgen der Dürre. In den letzten Monaten hat es zwar wieder geregnet und es gibt auch vermehrt wieder Grasland. Doch die meisten Familien sind stark geschwächt und haben praktisch keine Tiere mehr. «Die Verantwortlichen in den zuständigen Behörden sagen, sie könnten nicht mehr in «One Health» investieren, weil alles Geld in die Dürrenothilfe geflossen sei», sagt Metalign Ayehu. Über einen DEZA-Fonds für die Krisenfinanzierung konnte das Projekt 2022 und 2023 insgesamt 890'000 Franken Nothilfe mobilisieren, um die Menschen mit Direktzahlungen und zugekauftem Futter zu unterstützen.

Vielversprechende Hydroponik-Anlagen

Einige MSIPs haben zudem begonnen mit Gebrauchtmaterialien einfache Hydroponik-Anlagen zu bauen, um selbst Futtergetreide anzupflanzen, ohne Erde und mit wenig Wasser, das im Kreislauf genutzt wird. «Das ist sehr vielversprechend», sagt Metalign Ayehu. «Mit einem Kilo Saatgut können wir in einer Woche sieben Kilo Futter ernten und brauchen dafür nur drei Liter Wasser.» Der Pilot soll nun in mehreren Gemeinden umgesetzt werden.

Trotz Verzweiflung und enormer Herausforderungen ist Metalign Ayehu überzeugt, dass «OH4HEAL» auf dem richtigen Weg ist. Das zeigten die Rückmeldungen aus den Gemeinden. Zum Beispiel von Adoy Sheik Oumer in Arda Ola. Beim letzten Besuch habe sie ihm gesagt, dass die Frauen bei Schwangerschaften nun erstmals auch vor Ort medizinisch versorgt werden und dafür nicht beschwerlich reisen müssten. Noch wichtiger sei jedoch, dass die Tiere nun besser versorgt seien. Anders als eine kranke Frau oder ein krankes Kind könne man ein krankes Kamel schliesslich nicht einfach auf ein Motorrad packen und zum nächsten Gesundheitszentrum fahren.

Mit «One Health» gegen Pandemien und Antibiotikaresistenzen

In den 1960er-Jahren hinterfragte der US-amerikanische Veterinär Calvin Schwabe die gängige Trennung von Human- und Veterinärmedizin, weil die wissenschaftlichen Grundlagen für beide Disziplinen dieselben seien. Er prägte das Konzept einer «One Medicine» – einer engen Zusammenarbeit von Veterinär- und Humanmedizin. Dieses wurde in den vergangenen Jahren zu einer «One Health» weiterentwickelt und um den Aspekt der gesunden Umwelt erweitert. Die Vorteile einer «One Health» für die öffentliche Gesundheit sind heute auf UN-Ebene breit anerkannt. Seit 2010 wird der Ansatz durch eine technische Kooperation von Weltgesundheits- (WHO), der Welttiergesundheits- (WOAH) und der Welternährungsorganisation (FAO) vorangetrieben. Zu Beginn lag der Fokus auf der Vogelgrippe, Tollwut und Antibiotikaresistenzen, später kamen Ebola und Covid-19 hinzu. 2020 schloss sich auch das UN-Umweltprogramm (UNEP) der tripartiten Organisation an. Seit Mai 2021 gibt es zudem das «One Health High Level Expert Panel» (OHHLEP), das internationale Fachleute zur Prävention von Zoonosen und Pandemien zusammenbringt.

Kommen Sie mit. Ab April 2024 finden Sie alle Geschichten rund um die Humanitäre Hilfe und die Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz auf deza.admin.ch/geschichten.

Wir freuen uns auf ihren Besuch.
Weitere Infos
Wir ziehen um.