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DEZA
Text: Luca BetiAusgabe: 02/2022

In Afrika erhalten kleine und mittlere Bauernbetriebe kaum Bankkredite. Durch gemischte finanzielle Anreize unterstützt das Programm Aceli Africa private Investitionen im Agrar- und Lebensmittelsektor, fördert die Geschlechtergleichstellung und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Eine Idee, die auf dem ganzen Kontinent Schule machen soll.

Arbeiter beim Verladen von Eiern: Das Finanzinstitut «SME Impact Fund» unterstützt in Uganda landwirtschaftliche Betriebe wie diesen hier mit Darlehen. © Aceli Africa
Arbeiter beim Verladen von Eiern: Das Finanzinstitut «SME Impact Fund» unterstützt in Uganda landwirtschaftliche Betriebe wie diesen hier mit Darlehen. © Aceli Africa

Es ist frustrierend, Pläne zu schmieden, wenn man keine Chance hat, sie umzusetzen. So erging es auch Zidadu Waziri, Bauer und Reishändler aus Zentraltansania: «Banken haben kein Interesse daran, in Kleinbetriebe wie ich einen habe zu investieren und vergeben deshalb keine Kredite, ausser zu exorbitant hohen Zinsen.» Zidadu Waziri gehört in Afrika zur sogenannten «Missing Middle», jener Kategorie von Unternehmen und Genossenschaften im Agrar- und Ernährungssektor, die zu gross dafür sind, dass sie von Mikrofinanz-Unternehmen Kredite erhalten und zu klein sind, um für Geschäftsbanken interessant zu sein.

600 Millionen Dollar in 5 Jahren

«Kleine und mittlere Betriebe sind elementar: Sie stärken die Widerstandskraft gegen die Klimaveränderungen, schaffen Einkommen und Arbeitsplätze, befreien Kleinbäuerinnen und gering qualifizierte Arbeitskräfte – insbesondere Frauen und junge Menschen – aus der Armut», erklärt Eddah Nang’ole, Leiterin von «Impact and Learning Aceli Africa». Die von der DEZA unterstützte Initiative setzt auf gemischte Finanzierungsinstrumente wie Garantien, Wirkungsprämien oder technische Unterstützung, damit die Banken Finanzierungen für diesen Wirtschaftssektor freischalten.

Ziel ist es, bis 2025 privates Kapital in Höhe von 600 Millionen US-Dollar für landwirtschaftliche KMU zu mobilisieren und die Lebensbedingungen von über einer Million Bauernfamilien und armen Menschen in ländlichen Gebieten Kenias, Ruandas, Tansanias und Ugandas zu verbessern. «Wenn zum Beispiel eine landwirtschaftliche Genossenschaft das Geld hat, um die Produkte von 300 Kleinbauernfamilien zu kaufen, wird sich das unmittelbar auf deren Existenz auswirken und die Ernährungssicherheit, die Preise und den Zugang zu Märkten verbessern», erklärt Eddah Nang'ole.

In Ostafrika arbeiten 65 Prozent der Menschen in der Landwirtschaft. Obwohl dieser Sektor 25 Prozent des nationalen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet, wird er kaum von Kreditinstituten unterstützt. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Risiken für Banken sind aufgrund des Klimawandels oder der Preisschwankungen bei Agrarprodukten doppelt so hoch, die Kredite werfen im Durchschnitt um vier bis fünf Prozent weniger ab, und die Kosten sind aufgrund der erschwerten Kundenbetreuung in abgelegenen ländlichen Regionen höher.

Die «fehlende Mitte» fördern

Von September 2020 bis Ende 2021 unterstützte Aceli Africa 281 Darlehen über insgesamt 34 Millionen Dollar. Zu den Kreditgebern für landwirtschaftliche KMU gehört auch das Finanzinstitut «SME Impact Fund» aus Tansania. «Durch die Übernahme eines Teils der Betriebskosten und die Teilung der Risiken haben uns die finanziellen Anreize von Aceli Africa ermöglicht, Kredite an neue Kundinnen und Kunden zu vergeben», erklärt CEO Allert Mentink. Und die Neukunden gehören zur erwähnten «fehlenden Mitte», jenen kleinen und mittleren Betrieben, die Kredite zwischen 25'000 und 50'000 Dollar benötigen. Genau wie derjenige von Zidadu Waziri. «Durch den Kredit konnte ich mehr Reis von Kleinproduzenten kaufen», sagt der Händler aus Zentraltansania.

Frauen sortieren Kaffeebohnen: Das Programm Aceli Africa unterstützt unter anderem auch in Ruanda kleinere und mittlere Betriebe und setzt dabei einen speziellen Fokus auf Frauen und junge Menschen. © Aceli Africa
Frauen sortieren Kaffeebohnen: Das Programm Aceli Africa unterstützt unter anderem auch in Ruanda kleinere und mittlere Betriebe und setzt dabei einen speziellen Fokus auf Frauen und junge Menschen. © Aceli Africa

Die Opportunity Bank beteiligt sich ebenfalls an Aceli Africa und hat Ariho Elly ein Darlehen gewährt. Er züchtet Rinder und baut Bananen und Kaffee im Süden Ugandas an. «Durch den Kredit konnte ich mehr Vieh kaufen und die Produktion meiner Plantagen steigern», erzählt der Bauer. «Die Verfügbarkeit und der Zugang zu Krediten zu vorteilhaften Zinssätzen haben mein Einkommen verbessert und es mir ermöglicht, mehr Leute anzustellen, insbesondere junge Menschen und Frauen.»

Ein weiterer Unternehmer, der ein Darlehen der Opportunity Bank erhalten hat, ist Omara Jummy. Seine Fabrik liegt an der Einfallstrasse zur Stadt Kitgum im Norden Ugandas. «Komar Ngetta African Millers» produziert Öl und beschäftigt rund 70 Mitarbeitende. Die reibungslos gewährten Kredite ermöglichten es ihm, Sonnenblumenkerne, Sojabohnen und Baumwolle zu günstigen Preisen zu kaufen. «Ich habe auch eine Raffinieranlage gekauft, welche die Qualität des Öls verbessert», erzählt Omara Jummy.

Modell auf ganz Afrika ausdehnen

Weil das Programm Aceli Africa Ende 2025 ausläuft, soll ein regionales Finanzökosystem auf die Beine gestellt werden. Dieses zielt darauf ab, den Kreditbedarf eines Schlüsselsektors zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 zu decken. «Aufgrund der erzielten Erfolge wollen wir Regierungen und Banken davon überzeugen, unsere Idee der Unternehmensförderung im Agrar- und Ernährungssektor zu übernehmen», betont Eddah Nang'ole.

Ziel ist es, den Systemwandel voranzutreiben – zunächst in den vier ostafrikanischen Ländern und schliesslich auf dem gesamten Kontinent. Dank Aceli Africa schmieden derweil der Kaffee- und Bananenproduzent Ariho Elly in Uganda und der Reishändler Zidadu Waziri in Tansania bereits Zukunftspläne von denen auch Kleinbauernfamilien profitieren. Bis in fünf Jahren will Elly einen Vertriebskanal aufbauen, der einen grossen Teil des Landes abdeckt, Waziri wiederum will Reisschäl- und Reinigungsmaschinen kaufen und damit die Produktionslinie verbessern.

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