Das DEZA-Magazin für
Entwicklung und Zusammenarbeit
DEZA
Ausgabe: 04/2023

Die Berichterstattung über Afrika wirkt sich darauf aus, wie die Welt Afrika und wie Afrika sich selbst sieht. Auch wenn die Entwicklungsmassnahmen der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) nach wie vor im Vordergrund stehen, lohnt sich ein Blick darauf, welches Bild bis heute noch vermittelt wird.

Internationale – und manchmal sogar afrikanische – Entwicklungsorganisationen verwenden seit eh und je negative Stereotypen. Früher vertrat man noch die Meinung, dass entwicklungspolitische Kommunikation zeigen soll, wie unterentwickelt Afrika ist und warum es Unterstützung braucht.
Es ist wichtig, Verbesserungen bei der Berichterstattung der DEZA hervorzuheben, jedoch müssen wir auch darauf hinweisen, wo sie dekontextualisiert wurde: Aussagen wie «Das Horn von Afrika gehört zu den konfliktträchtigsten und fragilsten Regionen der Welt» scheren einzelne Länder über einen Kamm und verwenden pauschalisierende Beispiele von Kriegen und Konflikten, um die Herausforderungen zu veranschaulichen.

Ein Vergleich zwischen den Jahresberichten 2011 und 2022 zeigt jedoch, dass sich die Berichterstattung der DEZA deutlich weiterentwickelt hat. 2011 konzentrierte sie sich noch auf die bereitgestellte Hilfe in den Entwicklungsländern. Sie begann in der Regel mit einem negativen Statement und hob die Unterentwicklung der jeweiligen Länder hervor. Sätze wie «Öffentliche Schulen in Subsahara Afrika tun sich schwer, eine gute Ausbildung anzubieten» oder «Der Grossteil der Bevölkerung in Subsahara Afrika hat keine Kranken- und Unfallversicherung» waren gang und gäbe.

Der Retter-Komplex

Der Jahresbericht 2011 unterstreicht auch die fürsorgliche Rolle, die die DEZA bei der Unterstützung der Entwicklungsländer spielt. Aussagen wie «Auch 2011 gaben die DEZA und das SECO den Menschen in Afrika neue Lebensperspektiven» reflektieren einen geberzentrierten Ansatz und vergessen zu erwähnen, dass die Partnerländer der DEZA entscheidend zur Erreichung der Ziele beigetragen haben.

Zwischen 2011 und 2015 wurden Partnerschaften, die Zusammenarbeit mit der UNO und existierende lokale Organisationen nur wenig Platz eingeräumt. Die Berichte implizierten, dass nur Entwicklungsorganisationen Probleme lösen könnten.

Eine positive Veränderung

Der Jahresbericht 2022 schlägt hingegen andere Töne an. Er erläutert, dass die DEZA den Tanzanian Social Action Fund in seinen Bemühungen zur Verringerung der extremen Armut durch öffentliche Massnahmen lediglich unterstützte. So unterstreicht auch der Bericht über die Unterstützung von EPAD die führende Rolle der nigrischen NGO bei der digitalen Förderung der guten Regierungsführung und des Jugendengagements.

Und ein Beitrag über die Resilienz der somalischen Bevölkerung hebt hervor, dass das Somali Resilience Programme eine zentrale Rolle dabei gespielt hat, die Widerstandsfähigkeit der Hirten gegenüber Klimaschocks zu stärken. Dieser Wandel von Hilfe zu Partnerschaft passt besser zum Prinzip der kooperativen Entwicklung. Er schafft ein besseres Verständnis der Partnerländer, ermöglicht den Organisationen, ihre Unterstützung auf die lokalen Bedürfnisse zuzuschneiden und legt mehr Wert auf die Stärkung der Eigenverantwortung.

Partnerschaften zwischen Entwicklungsorganisationen und afrikanischen Ländern sollten über die Verteilung von Finanzmitteln hinausgehen und auf den Grundsätzen von Vertrauen, Transparenz und Gegenseitigkeit beruhen. Die aktive Suche nach Partnerschaften mit afrikanischen Organisationen kann der DEZA dabei helfen, authentischere Geschichten zu erzählen, welche die Lebenswirklichkeit afrikanischer Menschen besser abbilden und die Würde der Personen wahren, über die berichtet wird.

NATASHA KIMANI ist Leiterin der Abteilung Partnerschaften und Forschung bei Africa No Filter, einer Organisation, die sich für den Abbau schädlicher Klischees über Afrika einsetzt. Sie ist ausserdem Expertin für Gouvernanz und Dezentralisierung in Kenia. Für «Eine Welt» setzt sie sich kritisch mit der Berichterstattung der DEZA über Afrika und die Entwicklungszusammenarbeit im Allgemeinen auseinander.

© zVg
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