Das DEZA-Magazin für
Entwicklung und Zusammenarbeit
DEZA
Text: Aufgezeichnet von Samuel SchlaefliAusgabe: 01/2020

Verantwortliche für Gouvernanz-Programme im Kooperationsbüro Vientiane, Laos

Generell ist die Dezentralisierung in Laos noch ganz am Anfang. In 19 Provinzen mit 148 Distrikten – letztere kann man mit unseren Gemeinden vergleichen – fehlt bislang eine Regierungsführung auf lokaler Ebene mit klaren Zuständigkeiten und den dafür erforderlichen Ressourcen. Laos ist ein kommunistischer Einparteien-Staat und formal sehr zentralistisch regiert. Die Macht liegt bei den Parteikadern. Vertreter der Ministerien setzen die Politik der Zentralregierung in den Provinzen um. Sie kennen die regionalen Umstände und den Bedarf der dortigen Bevölkerung meist nicht im Detail.

© DEZA
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Unsere Programme zielen deshalb auf die Stärkung der lokalen Gouvernanz und leisten einen wichtigen Beitrag zur Armutsbekämpfung auf dem Land. Für eine bessere Versorgung der ländlichen Bevölkerung und mehr Mitbestimmung bei der Verwaltung reicht es jedoch nicht aus, öffentliche Aufgaben an Lokalregierungen zu übertragen. Auch die stark begrenzten finanziellen Mittel müssen bedarfsgerecht verteilt werden. Deshalb organisieren wir aktuell einen zweitägigen Workshop mit Verantwortlichen der nationalen Ministerien, Vertretern aus zwei Provinzen sowie Repräsentantinnen der Vereinten Nationen und Entwicklungsorganisationen. Wir wollen das Verständnis der Finanzbeziehungen zwischen der zentralen und den lokalen Ebenen sowie den Erfahrungsaustausch zwischen Vertreterinnen dieser Ebenen fördern.

«Wichtiger als die Infrastruktur selbst ist die Beteiligung der Dorfbewohnerinnen bei der Planung und teilweise auch bei der Umsetzung der Bauprojekte in ihrem Ort.»

Im Rahmen des Fonds für Armutsminderung (PRF) unterstützen wir in Kooperation mit der Weltbank lokale Planungsprozesse mit Bürgerbeteiligung. Dabei werden in den Kommunen kleine Infrastrukturprojekte umgesetzt, wie der Bau von Krankenstationen, Schulen und Kindergärten. Wichtiger als die Infrastruktur selbst ist die Beteiligung der Dorfbewohnerinnen bei der Planung und teilweise auch bei der Umsetzung der Bauprojekte in ihrem Ort. Einige dieser Projekte befinden sich in der Provinz Salavan im Süden von Laos. Bald werde ich gemeinsam mit Kollegen der Weltbank dorthin fahren und mit Provinz- und Distriktbehörden über die Ergebnisse des PRF-Engagements sprechen. Wir werden auch die Dorfbewohnerinnen danach befragen, wie zufrieden sie mit der neuen Infrastruktur sind sowie den Möglichkeiten, sich selbst in die Prozesse für deren Bau einzubringen.

Laos ist mein erster DEZA-Posten im Ausland und eine komplett neue Erfahrung. Ich habe Politik- und Islamwissenschaften studiert und war zuvor Programmbeauftragte für Humanitäre Hilfe in Nordafrika. Das alltägliche Leben in Vientiane ist angenehm und sicher. Die Stadt ist relativ überschaubar, liegt direkt am Fluss Mekong an der Grenze zu Thailand und ist voller Street-Food-Restaurants, wo Klebreis mit Fleisch, Fischsauce und viel Chili serviert wird. Die Gesundheitsversorgung hat sich in den vergangenen Jahren zwar verbessert, aber für wichtige Untersuchungen oder Behandlungen reisen wir noch immer nach Thailand. Auch die Auswahl an lokal erhältlichen Produkten ist heute viel grösser als früher, so zum Beispiel Produkte für unser Baby, die meine Vorgängerinnen noch selbst importieren mussten. Leider konnte ich mir trotz anfänglicher Sprachkurse nur geringe Laotisch-Kenntnisse aneignen. Diese Sprachbarriere fällt ab kommenden Sommer wieder weg. Dann ziehe ich mit meiner Familie nach Kairo um, wo mir die Sprache vertrauter ist.

Stärkung der Zivilgesellschaft

Die Zivilgesellschaft in Laos ist im Vergleich zu den Nachbarländern Kambodscha, Myanmar und Vietnam noch wenig ausgeprägt. «Von den rund 150 registrierten Organisationen arbeiten geschätzt 90 Prozent in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Grundversorgung für die ländliche Bevölkerung», sagt Michal Harari. «Die Regierung ist sehr sensibel, und unser Aktivitätsradius ist im Vergleich zu Gouvernanz-Programmen in anderen Ländern stark eingeschränkt.» Der Aufbau einer aktiven laotischen Zivilgesellschaft erfordere deshalb einen langen Atem. «Aber es gibt durchaus Spielräume, um das zivile Engagement, den Rechtsstaat und die Menschenrechte zu stärken.» Die DEZA bietet Fortbildungen und Coachings für Akteure der Zivilgesellschaft an, sie fördert den Erfahrungs- und Wissensaustausch untereinander und stellt kleine Anschubfinanzierungen für Projekte bereit.
 

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