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DEZA
Text: Nurmomade AbdulcarimoAusgabe: 04/2019

Als 1994 die ersten freien demokratischen Wahlen abgehalten wurde, schaute das Land auf lange Jahre des Bürgerkriegs zwischen der Regierung und den Rebellentruppen der Renamo zurück: Es waren 16 Jahre andauernde Zerstörung der Infrastruktur und des zivilen Zusammenhangs. Unabhängig davon, ob ein Krieg gerechtfertigt ist oder nicht, bringt er immer Unglück, Schmerz und Trauer mit sich. Im Falle von Mosambik, wo das Kriegsgeschehen praktisch das ganze Land erfasst hatte, war die Freude riesig, als 1992 in Rom die Friedensverträge zwischen der Regierung und der Renamo unterschrieben wurden. Im ganzen Land spürte man damals den Enthusiasmus und den Willen dieses wunderbaren Volkes, das Land gesamthaft wiederaufzubauen. Es schien, als ob eine magische Kraft mit Zauberhand das Land berührt hätte. Man sah und spürte in den Gesichtern der Menschen den Willen, bei einem Neuanfang anzupacken – getrieben vom Wunsch, die verlorene Zeit wieder zurückzuholen.

Dieser enorme Wille und die Kraft erfassten auch meine Frau und mich – auch wir wollten bei den gemeinsamen Anstrengungen mithelfen: Kurzerhand entschlossen wir uns, in Maputo zu leben, was uns erlaubte, unsere Kinder beim Studium begleiten zu können. Unsere Überzeugung war, dass unter anderem die Erziehung und Ausbildung der Kinder unabdinglich für die Entwicklung eines Landes ist. In Maputo kauften wir einen Gemischtwarenladen, den wir später wieder aufgaben. Wir mussten einsehen, dass wir für diese Art von Geschäft zu wenig Erfahrung hatten. Ich selber war seit den Achtzigerjahren in der Gastronomie und der Hotellerie tätig. So entschlossen wir uns, eine Partnerschaft einzugehen: Zusammen mit den Inhabern des stadtbekannten Restaurants Piri-Piri eröffneten wir die Konditorei Nautilus an der Strassenkreuzung Avenida 24 de Julho und Julius Nyerere.

«Man sah und spürte in den Gesichtern der Menschen den Willen, bei einem Neuanfang anzupacken – getrieben vom Wunsch, die verlorene Zeit wieder zurückzuholen.»


In Erinnerung an die guten Zeiten der portugiesischen Konditorei, reiste ich dafür Ende der Neunzigerjahre nach Portugal. Ich hatte die Hoffnung, dort einen Konditorspezialisten zu finden, der gewöhnt war, nur mit natürlichen Produkten zu arbeiten. Ich hatte Glück, fand einen Fachmann und kehrte mit ihm nach Mosambik zurück. So gelang es uns, in Maputo die ursprüngliche Tradition der portugiesischen Konditorei aufrechtzuerhalten: Dazu gehören Kokosnusskuchen, Reiskuchen, verschiedenes Blätterteiggebäck und vor allem der bekannteste portugiesische Kuchen, der «Pastel de Nata». In die typische Rundform des Creme-Törtchens wird Blätterteig eingelegt. Die Füllung besteht aus einer Mischung von heissem Wasser, Eigelb, Zucker und Mehl. Für ungefähr 15 Minuten schiebt man den Kuchen bei einer Temperatur von 300 bis 350 Grad in den Backofen. Wie gut er schliesslich herauskommt und wie bekömmlich er ist, hängt immer davon ab, wie erfahren und geschickt die Hände des Konditors sind.

Guten Appetit wünscht Ihnen Nurmomade Abdulcarimo (BABOO)

© Günter Standl/laif
© Günter Standl/laif

NURMOMADE ABDULCARIM war in seinem langen Berufsleben bereits in verschiedensten Berufen tätig: als Händler, Hotelier, Restaurantbesitzer und als Leiter einer Konditorei. Seit jeher rufen ihn alle Baboo, was in der Nwani- und Swahili-Sprache Grossvater bedeutet. Aufgewachsen ist er in einem kleinen Dorf an der Küste im Norden Mosambiks, wo er auch die Schulen besuchte. Sein Berufsleben führte ihn später in die Hafenstadt Pemba, die Küstenorte Matibane und Nacala sowie nach Porto in Portugal. Heute lebt Baboo in Maputo.

© mad
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