Das DEZA-Magazin für
Entwicklung und Zusammenarbeit
DEZA
Text: Katrin GänslerAusgabe: 04/2019

IN DIESEM DOSSIER

  • Artikel: IMMENSE HERAUSFORDERUNGEN IM SAHEL

  • Artikel: VON HUMANITÄRER HILFE BIS ZU MOBILEN SCHULEN

  • Interview: «BRINGT DIE WAFFEN ZUM SCHWEIGEN»

  • Artikel: LERNEN UNTER SCHWIERIGSTEN VORAUSSETZUNGEN

  • Artikel: FRAUEN ALS SCHLÜSSELFIGUREN DES WANDELS

  • FACTS & FIGURES

Immense Herausforderungen im Sahel

Westafrikas Sahelzone steht vor so vielen Herausforderungen wie kaum eine andere Region der Welt. Neben Dürren, Wetterkapriolen und Bevölkerungswachstum sorgen zunehmend Terrorgruppen für Unsicherheit. Die Widerstandsfähigkeit der Region steht auf der Kippe.

© Adam Ferguson/The New York Times
© Adam Ferguson/The New York Times

In die Kleinstadt Barsalogho, die gut drei Autostunden von Ouagadougou entfernt liegt, führt eine holprige Steinpiste, die den Geländewagen immer wieder heftig ruckeln lässt. Wer nicht vorsichtig fährt, läuft Gefahr, mit dem Auto aufzusetzen. Rechts und links der Strecke stehen dornige Sträucher – ab und zu ein paar Bäume. In Barsalogho, das zur Region Centre-Nord in Burkina Faso gehört, gibt es eine Krankenstation, eine Schule, ein paar Läden, die die Grundversorgung sichern. Im Januar ist ausgerechnet hier ein Camp für Binnenflüchtlinge entstanden. Nach einem Massaker in ihrem Heimatort Yirgou, bei dem verschiedenen Angaben zufolge zwischen 49 und mehr als 210 Menschen ums Leben gekommen sind, fühlten sich die Überlebenden anderswo nicht mehr sicher. Jetzt sollen hohe Zäune für Schutz sorgen.

Vom Senegal bis in den Sudan

Der tägliche Betrieb ist verbunden mit logistischen Herausforderungen. Sogar das Wasser muss aus einem 25 Kilometer entfernten Dorf in Tanklastern transportiert werden, nachdem vier Bohrungen für einen möglichen Brunnen fehlschlugen. An den Anbau von Getreide und Gemüse ist unter diesen Bedingungen nicht zu denken. Ohnehin ist der harte Boden ausgemergelt und von Rissen durchzogen. In der Sonne ist es fast unerträglich heiss. Die Perspektiven für die Bevölkerung – gleich, ob Vertriebene oder Alteingesessene, Viehhalter oder Farmer – sind deshalb begrenzt. Barsalogho spiegelt auf wenigen Quadratkilometern, mit welchen Herausforderungen die Sahelzone, die sich vom Senegal im Westen über neun Länder bis in den Sudan erstreckt, heute zu kämpfen hat.

Überall zu spüren ist der Klimawandel. Bauern haben zwar in ihren Muttersprachen nicht immer ein Wort dafür, können aber genau beschreiben, wie sich Regenzeiten verschieben und Wassermengen verändern. In manchen Gegenden hat es so wenig geregnet, dass im steinharten Ackerboden das Saatgut nicht mehr ausgesät werden kann. Das treibt die Lebensmittelpreise in die Höhe. Ohnehin sind Ackerflächen ein kostbares Gut geworden. Die Vereinten Nationen schätzen, dass weltweit durch Dürre und Wüstenbildung jährlich zwölf Millionen Hektar eingebüsst werden. Bewässerungssysteme, vor allem für den Anbau von Gemüse, sind kostspielig und können von Dörfern nicht ohne externe Unterstützung errichtet werden. Im November 2018 zog Ibrahim Thiaw, der heute Exekutivsekretär des UN-Übereinkommens zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) ist, ein ernüchterndes Fazit: «Die Region ist eine der anfälligsten für den Klimawandel.»

Unterentwickeltste Region der Welt

Doch nicht nur das: Sie ist auch die ärmste und am wenigsten entwickelte der Welt. Schlusslicht des UN-Entwicklungsindexes ist in den vergangenen Jahren meist der Niger (189) geworden, wo das durchschnittliche Jahreseinkommen nach Angaben der Weltbank bei lediglich 411 US-Dollar liegt. Hoch ist nur die Geburtenrate: Jede Frau bringt im Durchschnitt 7,2 Kinder auf die Welt. Die Zahl hat in den vergangenen Jahren kaum abgenommen. Das wird nach Einschätzung der US-amerikanischen Organisation Population Reference Bureau (PRB) dazu führen, dass sich die Bevölkerung von heute 22,4 Millionen bis zum Jahr 2050 fast verdreifachen wird. Vor allem nichtstaatliche Organisationen versuchen, Familienplanung populär zu machen, doch bis heute nutzen nur 16,2 Prozent der Frauen moderne Verhütungsmittel, die vor allem in Dörfern kaum zu beschaffen sind. Auch wettern religiöse und traditionelle Meinungsführer dagegen.

Dabei wird ignoriert, dass die Infrastruktur nicht mitwächst. In ländlichen Regionen gab es nie eine ausreichende Gesundheitsversorgung. Es mangelt an Schulen und in Ballungsgebieten an bezahlbarem Wohnraum, was auch an dem Zuzug aus ländlichen Gegenden liegt. Der Kampf um Flächen, die sich für die Landwirtschaft oder Viehhaltung eignen, wird weiter steigen. Gerade bei den Jungen – im Niger sind mehr als 68 Prozent der Einwohner jünger als 25 Jahre – fördert das Perspektivlosigkeit und Frustration.

Die Sahelzone

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Senegal
Hauptstadt: Daka
Bevölkerung: 16 Millionen
BIP-Wachstum p/Jahr: 7,2 %
Lebenserwartung: 67 Jahre

Mauretanien
Hauptstadt: Nouackchott
Bevölkerung: 4,2 Millionen
BIP-Wachstum p/Jahr: 3,2 %
Lebenserwartung: 63 Jahre

Mali
Hauptstadt Bamako
Bevölkerung: 19,1 Millionen
BIP-Wachstum p/Jahr: 4,9 %
Lebenserwartung: 58 Jahre

Burkina Faso
Hauptstadt: Ouagadougou
Bevölkerung: 19,8 Millionen
BIP-Wachstum p/Jahr: 6,5 %
Lebenserwartung: 61 Jahre

Niger
Hauptstadt: Niamey
Bevölkerung: 22,4 Millionen
BIP-Wachstum p/Jahr: 5,2 %
Lebenserwartung: 60 Jahre

Nigeria
Hauptstadt: Abuja
Bevölkerung: 191 Millionen
BIP-Wachstum p/Jahr: 1,9 %
Lebenserwartung: 53 Jahre

Tschad
Hauptstadt: N‘Djamena
Bevölkerung: 15,5 Millionen
BIP-Wachstum p/Jahr: 2,6 %
Lebenserwartung: 57 Jahre

Sudan
Hauptstadt: Khartum
Bevölkerung: 43 Millionen
BIP-Wachstum p/Jahr: 3,1 %
Lebenserwartung: 64 Jahre

Äthiopien
Hauptstadt: Addis Abeba
Bevölkerung: 106 Millionen
BIP-Wachstum p/Jahr: 10,2 %
Lebenserwartung: 64 Jahre

Eritrea
Hauptstadt: Asmara
Bevölkerung: 5,1 Millionen
BIP-Wachstum p/Jahr: 5,0 %
Lebenserwartung: 64 Jahre


VON HUMANITÄRER HILFE BIS ZU MOBILEN SCHULEN

(zs) In der Sahelregion ist die DEZA in den vier Ländern Burkina Faso, Mali, Niger und Tschad präsent. Den dortigen komplexen Herausforderungen in Sachen Entwicklung und Frieden begegnet das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten mit drei Ansätzen: mit Humanitärer Hilfe, mit der Abteilung Menschliche Sicherheit und mit der Südzusammenarbeit. Bereichsübergreifend werden sie in der Entwicklung der Wirtschaft und des ländlichen Raums, in der Schul- und Berufsbildung sowie im Rahmen von Gouvernanz und Frieden eingesetzt. Im letztgenannten Bereich fördert die Schweiz partizipative Entscheidungsprozesse auf allen Ebenen: Regierung, Lokalbehörden, Privatsektor und Zivilgesellschaft. Die Bürgerinnen und Bürger sollen innerhalb des rechtsstaatlichen Rahmens Einfluss auf die Verwaltung nehmen. Ziel dabei ist, Basisdienstleistungen unter anderem in den Bereichen Gesundheit, Wasser und Bildung zu etablieren.

Bei der Entwicklung der Wirtschaft und des ländlichen Raums konzentriert sich das Schweizer Engagement auf die Ernährungssicherheit. Modernisierung von Familienbetrieben, nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen, Anpassung an den Klimawandel, Förderung der Land-, Forst- und Weidewirtschaft und des Handwerks zielen darauf ab, Produktion und Einkommen zu diversifizieren und anzukurbeln.

Während die DEZA in Burkina Faso Jugendliche bei kulturellen Aktivitäten unterstützt (Bild oben) und damit Arbeitsplätze schafft, fördert sie andernorts – unter anderem auch in Mali – (Bild unten) – die Land-, Forst- und Weidewirtschaft.  © Jonathan Banks/eyevine/laif
Während die DEZA in Burkina Faso Jugendliche bei kulturellen Aktivitäten unterstützt (Bild oben) und damit Arbeitsplätze schafft, fördert sie andernorts – unter anderem auch in Mali – (Bild unten) – die Land-, Forst- und Weidewirtschaft. © Jonathan Banks/eyevine/laif
© David Poole/robertharding/laif
© David Poole/robertharding/laif

Gleichstellung der Geschlechter

In der Schul- und Berufsbildung liegt das Hauptgewicht auf den Bedürfnissen vertriebener und nomadisierender Bevölkerungsgruppen. So besuchen beispielsweise in Mali die Kinder nomadischer Gemeinschaften, die im Niger-Binnendelta oft anzutreffen sind, mobile Schulen, die den Wanderbewegungen folgen.

Als fundamental betrachtet die DEZA auch die Geschlechtergleichstellung. Sie steht namentlich im Tschad im Zentrum der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit. «Die Frauen stellen eine zentrale Triebfeder für den Frieden und die Entwicklung dar. Inklusionsfaktoren wie die Einbindung der Frauen in Entscheidungsmechanismen auf lokaler und nationaler Ebene sind eine unserer Prioritäten», unterstreicht Boris Maver, Focal Point Gender und stellvertretender Leiter der Abteilung Westafrika.

In Burkina Faso nimmt der Kulturbereich einen zentralen Platz ein. Zugunsten der Jugendlichen unterstützt die Schweiz künstlerische Aktivitäten, welche zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen und Arbeitsplätze schaffen.

Labile Stabilisierungsversuche

Das spielt Terrorgruppen in die Hände, die sich neben Drogenhändlern, Schmugglern und Banditen seit Jahren im Sahel ausbreiten. Wie sehr diese Entwicklung die ganze Region ins Wanken bringt, hat sich ab Ende 2011 gezeigt, als im Norden Malis Teile der Tuareg-Bevölkerung rebellierten und ihren eigenen Staat – Azawad – gründen wollten. Die Armee war hoffnungslos überfordert und verübte im März 2012 einen Staatsstreich gegen die Regierung von Präsident Amadou Toumani Touré. Zeitgleich nutzten mehrere islamistische Gruppierungen das Chaos aus und besetzten wiederum den dünn besiedelten Norden. Begünstigt hat das der Zusammenbruch des libyschen Staates, woher nach Einschätzung der britischen Organisation Conflict Armament Research (CAR) zahlreiche Waffen stammten.

Markttag in Gaoua im Südwesten von Burkina Faso: Selbstgebrannte Tontöpfe generieren ein Zusatzeinkommen.  © Franck Guiziou/hemis/laif
Markttag in Gaoua im Südwesten von Burkina Faso: Selbstgebrannte Tontöpfe generieren ein Zusatzeinkommen. © Franck Guiziou/hemis/laif

Im Januar 2013 brachte die Operation Serval der französischen Armee kurzzeitig Hoffnung, die jedoch schnell wieder verflog. Die Krise hat sich seitdem vom Norden mit den Städten Gao, Timbuktu und Kidal nach Zentralmali ausgeweitet, wo rund um Mopti und Sévaré entlang des Flusses Nigers fruchtbare Böden liegen. Daran haben bisher weder die Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen (Minusma), noch die Ausbildungsmission der Europäischen Union (Eutm), für die zusammen mehr als 15 500 Soldaten und Polizisten im Einsatz sind, etwas geändert.

Seit 2013 sind knapp 200 Blauhelmsoldaten gestorben, weshalb der Einsatz als der gefährlichste der Welt gilt. Die Gewalt hat sich längst nach Burkina Faso, wo es mitunter mehrmals pro Woche zu Anschlägen auf Polizeistationen und Militärposten kommt, ausgeweitet. Zunehmend betroffen ist auch das Grenzgebiet im Niger.

Ängste vor neuem Angriff

Auf regionaler Ebene gründeten 2014 Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger und Tschad die Mission G5 Sahel. Wichtiger Geldgeber ist die Europäische Union (EU), die den Aufbau mit 147 Millionen Euro finanziert und erst im Juli weitere 138 Millionen Euro zugesagt hat. Zusätzlich sollen bis 2020 insgesamt acht Milliarden Euro in Entwicklungsprojekte fliessen. Dabei ist die G5 vor Ort alles andere als beliebt. Im Juni 2018 kam es zu einem Anschlag auf das Hauptquartier in Sévaré. Der Umzug in die Hauptstadt Bamako sieht nach einem Rückzug aus und schürt vor Ort Ängste vor einem neuen Angriff. Die herrscht längst auch anderswo in der Region. Am Rande des jüngsten Gipfeltreffens der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) in der nigerianischen Hauptstadt Abuja sagte Solomon Jamiru, stellvertretender Informationsminister von Sierra Leone: «Natürlich besteht die Sorge, dass sich diese Entwicklung bis in die Küstenländer ausbreitet. Es ist wichtig, dass etwas dagegen unternommen wird.»

Gegenüber internationalen Gebern präsentiert sich besonders der Tschad als Gendarm der Sahelzone. «Der Tschad ist die Schleuse der Sahelzone. Ihre Unterstützung liegt im Interesse des Kontinents und der internationalen Gemeinschaft», betonte Präsident Idriss Déby vor zwei Jahren in Paris. Alleine die EU sagte dem Land, dem ab 2015 die Einnahmen aus dem Ölexport weggebrochen sind, zwischen 2014 und 2020 finanzielle Unterstützung in Höhe von 789.3 Millionen Euro zu. Der Internationale Währungsfonds (IMF) genehmigte einen Kredit von 300 Millionen US-Dollar. Frankreich lieh im Dezember 2018 insgesamt 40 Millionen Euro, damit der Tschad die überfälligen Löhne seiner Beamten zahlen konnte. Dabei handelt es sich um ein autokratisches System: Déby ist seit 1990 an der Macht, liess Wahlen immer wieder verschieben und machte zuletzt Schlagzeilen, als soziale Netzwerke für mehr als ein Jahr blockiert waren.

Alternativer Nobelpreis für grüne Sahelzone

Weltweit Aufmerksamkeit erhielt die Sahelzone 2018. Mit Yacouba Sawadogo aus Burkina Faso und dem im Niger lebenden Australier Tony Rinaudo wurden gleich zwei Aktivisten, die sich seit Jahrzehnten für die Aufforstung der Sahelzone einsetzen, mit dem Right Livelihood Award, dem Alternativen Nobelpreis, ausgezeichnet. Bauer Sawadogo fing vor mehr als 40 Jahren an, das alte Zaï-System wieder populär zu machen. In Pflanzlöcher gibt er neben dem Saatgut auch Kompost und Viehdung, um den Boden aufzulockern und mit Nährstoffen zu versorgen. Rinaudo entdeckte, dass sich aus altem, im Boden versteckten Wurzelwerk neue Pflanzen ziehen lassen. Beide zeigen, wie mit einfachen Methoden die Sahelzone widerstandsfähiger gemacht und etwas gegen die fortschreitende Wüstenbildung getan werden kann.
 

Weit weg von den Städten

Zurück nach Mali: Durch den Norden und die Stadt Gao führt bis heute eine der wichtigsten Migrationsrouten nach Nordafrika und Europa. Grund dafür ist, dass rund um das einstige Migrationsdrehkreuz Agadez im Niger die Kontrollen massiv verstärkt wurden, was die Kosten für die Reise weiter in die Höhe getrieben hat. Über die noch offene Strecke sagen Migrantinnen und Mingranten, dass Entführungen ein grosses Risiko bergen. Entführte Migranten werden gezwungen, ihre Familien anzurufen, die wiederum Lösegeld über Geldtransferdienste schicken müssen. Dennoch sind in den ersten sieben Monaten dieses Jahres aus keinem anderen afrikanischen Land so viele Menschen über das Mittelmeer nach Europa geflohen. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) zählte 1900 Malier.

Ausgetrocknete Böden und Flüsse: Die Sahelzone ist eine der anfälligsten für den Klimawandel – das Wasser muss teilweise kilometerweit zu Fuss geholt werden.  © François Perri/REA/laif
Ausgetrocknete Böden und Flüsse: Die Sahelzone ist eine der anfälligsten für den Klimawandel – das Wasser muss teilweise kilometerweit zu Fuss geholt werden. © François Perri/REA/laif

Darüber hinaus nehmen Massaker in ländlichen Regionen zu. Neben demjenigen in Yirgou, wo in Burkina Faso in den ersten Januartagen vornehmlich Peul – die ethnische Gruppe ist in ganz Westafrika verbreitet und hält traditionell Vieh – starben, kam es alleine im März und Juni in Zentralmali zu zwei weiteren. Insgesamt kamen mehrere Hundert Menschen um. Nach Einschätzung von Issa Diallo, der in Ouagadougou für ein nationales Wissenschaftszentrum arbeitet, kann dahinter durchaus ein Plan stecken. Ethnische Konflikte würden ein Land spalten. «Terroristen und Banditen haben so ein leichtes Spiel», so Diallo. Alleine in Burkina Faso sind nach Einschätzung der Regierung knapp 220 000 Menschen auf der Flucht (Stand Juli 2019). Die Zahl ist seit Jahresbeginn rasant angestiegen.

Diese Auswirkungen sind in den Hauptstädten bisher nur vereinzelt zu spüren. Genau darin liegt das Problem, da auf Veränderungen nur zögerlich oder gar nicht reagiert wird. Die Sahelzone ist noch immer weit weg.

Katrin Gänsler ist Korrespondentin und
Autorin für mehrere deutschsprachige
Medien in Westafrika mit Sitz in Cotonou
und Abuja. Sie berichtet regelmässig
aus den Sahelstaaten.

Die Macht der Terrorgruppen

Seit 2017 ist im Sahel zunehmend die Miliz Jama’at Nasr al-Islam wal Muslimin (JNIM), die Gruppe für die Unterstützung des Islams und der Muslime, für Anschläge verantwortlich. Der Zusammenschluss von Ansar Dine, der Macina Befreiungsfront und Al-Mourabitoun steht der Al Quaida nahe und stammt ursprünglich aus Mali. Nach Einschätzung der US-amerikanischen NGO Armed Conflict Location and Event Data Project (ACLED), die Daten zu Konflikten weltweit erhebt, operiert JNIM immer öfter in den Nachbarländern Burkina Faso und Niger und greift Zivilisten an. Alleine von November 2018 bis März 2019 kamen in Mali, Burkina Faso und dem Niger mindestens 4776 Menschen durch gewaltsame Konflikte um. Im Südosten des Nigers kommt es ausserdem zu Anschlägen durch die nigerianische Terrorgruppe Boko Haram (Westliche Bildung ist Sünde).


«BRINGT DIE WAFFEN ZUM SCHWEIGEN»

Im Sahel konzentrieren sich internationale sicherheitspolitische, demografische und ökologische Herausforderungen. Aminata Sy, Raumplanungsverantwortliche der Kommission der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion, kennt die Ursachen und Interventionsmöglichkeiten aus langjähriger Erfahrung.

Frau Sy,Sie sind spezialisiert auf raumplanerische Aspekte der Entwicklung. Wie definieren Sie die Sahelregion?

Es ist eine strategische Zone voll fachlicher und sozialer Kompetenzen, Kulturen, Austausch und Weisheit. Und sie verfügt über ein grosses Potenzial.

Woran denken Sie da?

Viehzucht und Ackerbau haben beträchtliche Entwicklungsmöglichkeiten. Der Sahel ist ja keine völlig trockene Region, man kann durchaus Gemüse und Getreide anbauen. Die Ressourcen dazu sind vorhanden.

Aber die Bevölkerung hungert, die Armut ist augenfällig, die Klimaerwärmung und Bevölkerungsexplosion lassen die Böden veröden, die Wirtschaftssysteme kollabieren, die Unsicherheit ist unüberbietbar. Perfekte Voraussetzungen für Radikalisierung und Extremismus. Warum verschlimmert sich die Lage ständig?

Einst lebten die Sahelvölker im Frieden. Von ihrer kulturellen Prägung her neigen sie nicht zu Gewalttätigkeit. Woher die Gewalt kommt, ist eine extrem komplexe Frage! Armut ist einer der vielen Gründe: Die Leute leben von fast nichts. Die Bodenschätze schüren Begehrlichkeiten, und die strategische Lage der Region weckt den Appetit vieler.

Die Krisen sind vielschichtig und hängen zusammen, ein Teufelskreis. Wie lässt er sich durchbrechen?

Man muss unbedingt die Waffen zum Schweigen bringen. Werden an jene, die töten, keine Waffen mehr verkauft, verstummen sie. Aber wer verkauft sie? Ich weiss es nicht.

Ein verbranntes Dorf im Norden Nigerias im Februar 2017: Seit langem leidet die Bevölkerung auch unter den Überfällen der Terrorgruppe Boko Haram.  © Ashley Gilbertson/VII/Redux/laif
Ein verbranntes Dorf im Norden Nigerias im Februar 2017: Seit langem leidet die Bevölkerung auch unter den Überfällen der Terrorgruppe Boko Haram. © Ashley Gilbertson/VII/Redux/laif

Was macht die Westafrikanische Wirtschafts- und Währungsunion, um all die Zeitbomben im Sahel zu entschärfen?

Sie finanziert grenzüberschreitende und von den Bevölkerungen getragene inklusive Zusammenarbeitsprojekte wie den Wiederaufbau eines Gemeinschaftsmarkts von Burkina Faso, Mali und Niger in Téra (Niger). Die Infrastruktur musste mit beständigerem Material als Holz stabilisiert werden. Die Hallen und Geschäfte sind nun grösser und lassen diese internationale Schnittstelle wiederaufleben. Alle Akteure – Staaten, Technik- und Finanzpartner – müssen am selben Strick ziehen, um gemeinsam genutzte Bauten zu errichten und dabei die Beziehungen untereinander zu festigen.

Wie lässt sich die Resilienz der Lokalbevölkerung erhöhen?

Sie müssen festlegen können, welche Massnahmen für sie prioritär sind. Damit sie ihre Erwartungen, Perspektiven und Lösungen präsentieren können, müssen unbedingt die Lokalradios von früher reaktiviert werden.

Kann die Entwicklungszusammenarbeit der Region helfen?

Ja klar, namentlich im Bildungs- und im Gesundheitsbereich. Allerdings müssen die Finanzierungsmechanismen flexibler und die Projekte nachhaltiger werden. Es gibt momentan zwar zahlreiche, jedoch nur punktuelle Interventionen. Sie müssten langfristig ausgelegt sein, damit die Bevölkerungen sie übernehmen können.

Welche Rolle spielt die Diaspora?

Sie ist ein wichtiger Hebel für uns. Die emigrierten Ingenieure, Buchhalter und Ärzte können mit ihrem Fachwissen zur schulischen und beruflichen Bildung der Jugend beitragen.

Kann Bildung jemanden davon abhalten, in andere Regionen Afrikas oder Richtung Europa aufzubrechen?

Ja, es geht darum, Stellen zu schaffen, die den Bedürfnissen und Potenzialen des Sahels entsprechen. Beispielsweise könnte die Tierveredelungskette entwickelt (Fleischverarbeitung, Milchprodukte, Gastronomie, Tourismus) und dem Handwerk seinen einstigen Glanz zurückgeben werden, so dass wieder vor Ort produziert und konsumiert wird, statt dass chinesische Produkte importiert werden.

«die ausgeliehenen Summen müssen über die üblicherweise ausgehändigten 85 bis 150 Euro hinausgehen – Mit 500 Euro lässt sich ein kleines Unternehmen aufziehen.»

Trotz ihrer sozioökonomisch zentralen Rolle sind die Frauen gesellschaftlich nach wie vor marginalisiert. Weshalb?

Die Sahelfrauen haben mehr Rechte als in anderen afrikanischen Ethnien. Sie können unabhängig sein und zugleich traditionelle Prinzipien beibehalten. Ich habe beispielsweise immer Boubou (Tunika) und Kopftuch getragen. Mit 18 habe ich geheiratet, dafür jedoch weder mein Studium aufgegeben noch meine Kultur verloren. Momentan sind die Frühehen das Problem: Die Mädchen verlassen mit 13 Jahren die Schule, was ihre beruflichen Aussichten schmälert.

Die Frauen arbeiten im informellen Sektor, bekannt für seine schlechten Löhne. Wie lässt sich ihre finanzielle Autonomie steigern?

Ein Mittel ist die Mikrofinanz. Doch die ausgeliehenen Summen müssen über die üblicherweise ausgehändigten 85 bis 150 Euro hinausgehen. Mit 500 Euro lässt sich ein kleines Unternehmen aufziehen.

Auf der Suche nach Arbeit ziehen Bauern- und Nomadenfamilien in die Stadt. Mit welchen Folgen?

Erstrebenswert ist dieser Wandel nicht. Die Sahelbevölkerung muss sich vor Ort ausbilden und arbeiten können. Dazu braucht es unbedingt breiter angelegte Projekte wie den Bau grosser Schulen und die Gründung akademischer Studiengänge.

Wie sieht der Sahel in zehn Jahren aus?

Die momentane Lage ist momentan viel zu komplex, als dass die Zukunft strahlend sein könnte. Zehn Jahre sind schnell vorbei. Staaten, Technik- und Finanzpartner müssen sich dringend zusammenraufen. Es braucht mindestens dreissig Jahre, um der Unsicherheit Einhalt zu gebieten, Basisinfrastrukturen zu errichten, das Sozialgefüge wiederherzustellen und die junge Generation auszubilden.

AMINATA SY ist Raumplanungsverantwortliche der Kommission der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion (UEMOA). Sie kommt aus Burkina Faso, arbeitete früher am internationalen Wassertechnik- und Umweltinstitut 2iE in Ouagadougou und bekleidete verschiedene hochrangige Posten auf internationaler Ebene. Sie hat einen Magister in Rechtswissenschaften und einen Master in Gemeinschaftsrecht, Gouvernanz und europäischer Verwaltung.

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LERNEN UNTER SCHWIERIGSTEN VORAUSSETZUNGEN

Wegen der schlechten Sicherheitslage bleiben im Sahel zahlreiche Schulen geschlossen. Tausende Kinder kommen so um ihr Recht auf Bildung. Damit die Schülerinnen und Schüler überall weiterlernen können, werden Radioprogramme für sie ausgestrahlt.

(zs) In manchen Sahelregionen werden die Schulhäuser von Extremistengruppen zerstört, niedergebrannt und ausgeraubt. Tausende Familien fliehen vor der Gewaltwelle aus ihren Dörfern. Die Lehrerinnen und Lehrer ziehen sich zurück, und eine ganze Kindergeneration verliert den Zugang zu Bildung. «Viel zu oft leiden die Kinder ganz besonders unter den Folgen der Konflikte, und ihre Schulhäuser, früher ein dem Lernen gewidmeter ruhender Pol, werden zum Schauplatz von Gewaltakten», sagt Gordon Brown, UN-Sonderbeauftragter für globale Bildung.

«Direkt auf Schulen, Lehrerschaft sowie Schülerinnen und Schüler gerichtete Angriffe sowie die militärische Besetzung der Lernorte sind schwere Verletzungen der Kinderrechte», ergänzt Unicef-Generaldirektorin Henrietta Fore. «Brechen die Kinder in Zeiten gewaltsamer Konflikte die Schule ab, können sie sich gar nicht die für friedliche und florierende Gemeinschaften erforderlichen Kompetenzen aneignen, und sie werden viel anfälliger für abscheuliche Formen der Ausbeutung wie sexuelle Gewalt und Zwangsrekrutierung durch bewaffnete Gruppen.»

Lernen via Radio

Um solch düstere Aussichten zu vermeiden, hat die Unicef mit Schweizer Unterstützung ein Radiobildungsprogramm für Kinder entwickelt, die vorerst nicht auf ihre Schulbank zurückkehren können. In Burkina Fasos Grenzgebieten zu Mali und Niger fehlen staatliche Strukturen. Dort profitieren rund 875 000 Kinder vom Projekt, darunter 400 000 Mädchen (46 Prozent). Der Schreib- und Rechenunterricht wird via Radio auf Französisch und in diversen Nationalsprachen übertragen, so dass sie unabhängig von ihrem Aufenthaltsort weiterlernen können. Dort, wo die Schulen geschlossen wurden, folgen die Schülerinnen und Schüler den Sendungen gruppenweise. Behandelt werden daneben Themen wie Hygiene, Gesundheit, Ernährung, Umwelt, Kultur, Frieden und Bürgererziehung.

In Krisensituationen benötigen die Kinder nicht nur Schulbildung, sondern auch psychosoziale Unterstützung. «Sie sind von Gewalttaten traumatisiert und leiden unter posttraumatischen Störungen», erklärt die DEZA-Kinderschutzspezialistin Muriel Gschwend. Um die Resilienz zu erhöhen und das Leiden der Verletzlichsten zu mindern, werden Psychologen und Gemeinschaftsmitglieder ausgebildet. Insbesondere Spiele helfen ihnen dabei, Stress und Schwierigkeiten abzubauen.

Die Lehrpersonen und die Schülerschaft werden ausserdem für die Gefahren sensibilisiert, die von nicht explodiertem Kriegsmaterial ausgehen. Überdies werden Alarmübungen durchgeführt, bei denen das rasche Verlassen der Räumlichkeiten oder das Aufsuchen von geschützten Orten trainiert werden. Um die Sicherheit zu erhöhen, wurden Risikoreduktionspläne erarbeitet.

Schulunterricht für vertriebene und geflüchtete Kinder in der Region Diffa im Südosten von Niger.  © Boris Maver/DEZA
Schulunterricht für vertriebene und geflüchtete Kinder in der Region Diffa im Südosten von Niger. © Boris Maver/DEZA

Im Norden Malis und im Landesinnern hat die sicherheitspolitische Krise 2012 zur Zerstörung der Schulinfrastrukturen geführt und den Lehrermangel noch verschärft. Die Folgen: Tausende von schulpflichtigen Kindern sind nicht registriert. Um ihre Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeiten zu verbessern und ihnen die spätere Rückkehr ins Schulsystem zu ermöglichen, subventioniert die Schweiz Intensivkurse in Lernzentren – die Erfolgsquote beträgt über 90 Prozent. Zudem hat die Schweiz einen Pädagogikkoffer finanziert. Er besteht aus 24 von einer malischen Kooperative fabrizierten Instrumenten und Lehrmitteln für die vier Fächer Französisch, Mathematik, Naturkunde und Geografie. Sie sollen einerseits den Arbeitsalltag der Lehrer erleichtern, andererseits die Freude am Lernen im Klassenverband wecken.

Schule für vertriebene Kinder

Die Region Diffa im Südosten von Niger leidet noch immer unter den Ausschreitungen von Boko-Haram-Gruppierungen. Nach den ersten Angriffen 2015 hat die DEZA ihre Bildungsprogramme angepasst, damit die vertriebenen und geflüchteten Kinder trotz der schwierigen Bedingungen zur Schule gehen können. Es wurden Empfangszentren mit Unterständen, Schulbänken, Wasserstellen und Latrinen eingerichtet, wo die Schülerinnen und Schüler weiter unterrichtet werden. Zur Überwindung ihrer Traumata wurden sie psychologisch begleitet.

Generell gehe es der Schule in Diffa besser, sagt Hassane Amza, der ehemalige Regionalverantwortliche für die Grundschulbildung. Zu Beginn der Krise gab es in der betroffenen Region nur rund 3000 eingeschulte Kinder. «Ende 2018 ist der Bestand der 218 Notschulen dank der Unterstützung vor allem des Staats, der Unicef und der Schweiz auf über 52 000 Schülerinnen und Schüler hochgeschnellt», freut sich Hassane Amza.

Recht auf offizielle Identität

In Mali behindert der bewaffnete Konflikt nicht nur das Schulwesen, sondern auch die Verwaltung. Seit dem Ausbruch der Krise 2012 haben verschiedene Stadtverwaltungen und Unterpräfekturen ihren Betrieb eingestellt. Im Norden, und im Landesinnern ist es schwieriger geworden, Geburtsurkunden zu erhalten, was die Risiken im Zusammenhang mit dem Kindesschutz und den Grundrechten, auch jenem auf Bildung, erhöht. Eine ganze Generation Kinder muss ohne offizielle Identität auskommen und sich mit dem Verlust der Schulbildung arrangieren. In den Regionen Mopti und Timbuktu fungieren von der DEZA unterstützte mobile und standortgebundene Zentren als Bindeglied zwischen den zuständigen Behörden und den Gemeinschaften, um die Geburten zu registrieren und die Urkunden auszustellen. Geburtsurkunden für schulpflichtige Kinder werden prioritär behandelt.


FRAUEN ALS SCHLÜSSELFIGUREN DES WANDELS

In der Sahelregion spielen die Frauen bezüglich wirtschaftlicher Entwicklung und Friedensförderung eine Hauptrolle. Die Schweiz hilft ihnen, ihr Einkommen und ihre Mitbeteiligung in den Entscheidungsinstanzen zu verbessern.

Wasserstelle im Dorf Kumutara in der Region Mayo Kebbi im Tschad: Die Frauen tragen in hohem Mass und auf vielfältige Weise zum Wirtschaftsleben bei.  © Franck Charton/hemis.fr/laif
Wasserstelle im Dorf Kumutara in der Region Mayo Kebbi im Tschad: Die Frauen tragen in hohem Mass und auf vielfältige Weise zum Wirtschaftsleben bei. © Franck Charton/hemis.fr/laif

(zs) Die Tschaderinnen wollen sich nach den langen Kriegsjahren ihres Landes in den Prozess der Friedenskonsolidierung einbringen. Um ihre Präsenz in den politischen Instanzen und bei der Streitbeilegung zu fördern, unterstützt die Abteilung Menschliche Sicherheit des EDA die Umsetzung der Resolution 1325 des UN-Sicherheitsrates über Frauen, Frieden und Sicherheit. Es geht darum, die Rechte der Frauen und Mädchen zu schützen, ihre Rolle in der Konfliktprävention zu stärken und Geschlechtergewalt zu bekämpfen. «Wir sind aktiv und intelligent. Wir sind es, die unsere Kinder erziehen und ihnen die Botschaft des Friedens vermitteln, die sie als Erwachsene selbst weitergeben können. Bei Streitschlichtungen werden wir nur deshalb nicht beigezogen, weil wir wirtschaftlich nicht ins Gewicht fallen», fasst eine Aktivistin der Tschader Zivilgesellschaft zusammen.

Dabei tragen die Frauen durchaus in hohem Mass zum Wirtschaftsleben bei. Sie sind im Ackerbau tätig und tragen oft die Verantwortung für den Haushalt, spielen also eine wesentliche Rolle für die Ernährungssicherung. «Ich habe acht Kinder, vier Mädchen und vier Buben. Alle gehen zur Schule. Mein Mann ist gestorben. Ich bin die Ernährerin der ganzen Familie», erzählt Djouma Yahya.

Um das Einkommen der Tschaderin aus dem Amsouyoufa-Tal im Landesinnern und ihrer Mitbürgerinnen zu verbessern, hat die DEZA den Bau von Wasserschwellen finanziert. Die Mäuerchen verlangsamen den Abfluss des Regenwassers, sie stoppen die Bodenerosion und den Verlust von Kulturland. Das Wasser versickert, statt abzufliessen, und speist das Grundwasser.

Reichhaltiger Speiseplan

Die Verbauungen erlauben es, «in der Trockenzeit zu gärtnern, was wegen des Wassermangels vorher nicht möglich war», erzählt Djouma Yahya, die nun Rucola, Bohnen, Tomaten, Gurken, Sauerampfer und Wassermelonen anbaut. «Letzte Saison hatte ich Erträge, mit denen ich meine Familie entschieden besser versorgen konnte.»

Die Wasserschwellen erhöhen nicht bloss die Erträge, sie «verlängern auch die Zeit, in der man das Vieh tränken kann», fügt Mohammad Mohaïr vom Schwellenverband des Amsouyoufa-Tals an und fügt an: «Im Wadi hat es nun Fische, Welse und Buntbarsche, die unseren Speisezettel ergänzen.»

Friedensstifterinnen

Auch in Mali wurden die Frauen im Friedensprozess ab 2013 kaum einbezogen, obwohl ihre Teilnahme für die nationale Aussöhnung unentbehrlich ist. Die Schweiz finanziert deshalb ein Projekt mit Friedenszirkeln von Malierinnen mit. Diese Dialogräume entwickeln die Fähigkeiten der Frauen bezüglich Recht, Leadership und Konfliktmanagement und machen sie zu Friedensstifterinnen. Vertreterinnen mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Hintergründen erforschen gruppenweise, was genau in den Herzen, Haushalten und in der Gesellschaft zu Frieden oder aber davon weg führt. Rollenspiele, Debatten und Filme über die Folgen des Hasses und die Macht der Vergebung unterstützen sie dabei. Die Teilnehmerinnen bauen so am lokalen und landesweiten gesellschaftlichen Zusammenhalt. Bei den Präsidentschaftswahlen im Juli 2018 engagierten sie sich denn auch in Kampagnen zur Gewaltprävention und traten in ihrer Region als Beobachterinnen auf.


FACTS & FIGURES

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